Environment Social Governance
Einleitung
Der Begriff „ESG”(Environment, Social, Governance) ist derzeit in aller Munde. Dabei ist Nachhaltigkeit oder nachhaltiges Handeln, das insbesondere Unternehmen als wichtige Treiber für eine nachhaltigere Zukunft in die Pflicht nimmt, nichts Neues.
Lange Zeit fühlte es sich jedoch so an, als würden lediglich Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die bei einer Nichteinhaltung wenig, bis keine Folgen nach sich zogen.
Hier befinden wir uns derzeit in einem Wandel. Ein Wandel, der möglicherweise auch durch die Extremsituationen der letzten Jahre entstand und die Dringlichkeit von zukunftssichernden Maßnahmen verdeutlicht. Ein kritisch-reflektierendes Konsumentinnen- und Konsumentenverhalten, sowie ein verstärktes gesellschaftspolitisches Engagement (z.B. 17 UN Sustainable Development Goals) ziehen zwangsläufig notwendige Anpassungen von Unternehmensstrategien, sowie des gesamten Produktportfolios, mit Ausrichtung auf Nachhaltigkeit, nach sich.
ESG kann mittlerweile also eher als notwendiges und betriebssicherndes Mittel verstanden werden, das eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit erst ermöglicht.
Hätten Auswirkungen von Naturkatastrophen, einer Pandemie und Kriegen auf die Wirtschaft durch ESG und das sich wandelnde Verständnis von Nachhaltigkeit abgemildert werden können? Diese Frage, sowie die Frage nach der ökonomischen Verwundbarkeit Deutschlands aufgrund der Globalisierung stellten wir uns intern.
Die Autorin
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Wie äußert sich Deutschlands ökonomische Verwundbarkeit?
Deutschland als rohstoffarmes Land ist notwendigerweise auf Rohstoffimporte aus dem Ausland angewiesen. Folglich ist ein hoher Grad wirtschaftlicher Unabhängigkeit durch Rohstoff-Autarkie nicht möglich oder nur schwer zu erreichen. Diese Abhängigkeit stellt eine starke Bedrohung für das wirtschaftliche Wachstum dar. Aber nicht nur durch Rohstofflieferanten droht wirtschaftliches Ungemach.
Bereits in den Jahren 2020 und 2021 gab es Lieferengpässe, unter anderem durch geschlossene Grenzen, krankheitsbedingte Personalausfälle, Containermangel und unterbrochene Lieferketten aufgrund der Störung neuralgischer Handelsrouten (Blockierung des Suezkanals durch die Ever Given). Verschärft wird diese Situation seit 2022 durch Russlands Krieg in der Ukraine.
Die verhängten Wirtschafts- und Finanzsanktionen und die eingangs erwähnten Rohstoffabhängigkeiten treiben Verbraucherpreise in die Höhe. Millionen von Menschen sind auf der Flucht, ganze Wirtschaftszweige der Ukraine liegen komplett brach. Eine global vernetzte Welt offenbart nun endgültig ihre Schwachstellen.
ESG als Weg aus der Krise?
Auch wenn sich ESG vordergründig einer sozialverträglichen und ökologisch nachhaltigen Unternehmenspolitik widmet, die augenscheinlich keinen direkten Bezug zu den eingangs genannten Problemen herstellt, so erfolgt dieser jedoch in jeder Hinsicht indirekt.
Durch den Krieg in der Ukraine gehen ESG bezogene Nachhaltigkeitsziele mittlerweile in sicherheitspolitischen Bestrebungen auf. So ist zu beobachten, dass die Verringerung wirtschaftlicher Abhängigkeiten durch Verkürzung der Lieferketten – ein genuines Nachhaltigkeitsthema – nun ebenso sicherheits- und geopolitische Bedeutung erfahren hat, wodurch vormals soziale und ökologische Themen nun ebenfalls zum Gegenstand verantwortungsvoller Unternehmensführung geworden sind. Auch wurden Nachhaltigkeitsaspekte wie die Dekarbonisierung der Wirtschaft und der massive Ausbau erneuerbarer Energien zu notwendigen, standort- und wettbewerbssichernden Maßnahmen, derer sich eine verantwortungsvolle Unternehmensführung nicht verschließen kann.
Der Übergang zu erneuerbaren Energien sollte zwingend vorangetrieben werden, auch wenn das zunächst ein Ausweichen auf kurzfristige Alternativen in Form fossiler Energieträger bedeuten wird. Das Netto-Null-Ziel wird vorerst verlangsamt werden, jedoch eine entscheidende Rolle für die Entwicklung und den Ausbau alternativer Energiequellen spielen.
Auch langfristig wird diese Umstellung nicht nur aus ökologischer, vielmehr auch aus ökonomischer Sicht relevant werden. Durch die zunehmend steigenden Preise für fossile Brennstoffe werden Unternehmen immer stärker in ihrer Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt; schlimmstenfalls führt der immense Kostendruck, durch die gestiegenen Preise bei fossilen Energieträgern, zu einer Unrentabilität, der langfristig die Existenz von Unternehmen bedroht. Hier bieten sich, durch den Umstieg auf erneuerbare Energien, große Wettbewerbsvorteile. Dass Unternehmen die Notwendigkeit nachhaltigen Agierens sehen, lässt sich zum Beispiel mit Verweis auf das immer breiter werdende Produktportfolio bei Versicherern und Finanzdienstleistern zeigen. Nachhaltigkeit ist oftmals nicht nur gewünscht, sondern eine klare Kundenforderung.
Leider sind es oftmals erst Krisen, die zum Katalysator notwendiger Veränderungen werden. Aus den Krisen heraus führt uns nicht ein einzelner großer Schritt, hier bedarf es vieler kleiner, mühsamer Schritte und es bleibt abzuwarten, ob der Wille zur Beschreitung dieses Wegs, mit dem gebührenden Nachdruck, besteht.
Was bleibt festzuhalten?
ESG oder nachhaltiges Handeln wird uns nicht schadenfrei durch gegenwärtige oder künftige Krisen führen können. Machen uns also nachhaltiges Handeln oder auch die Investition in den Ausbau erneuerbarer und unabhängiger Energien weniger verwundbar gegenüber Krisen wie Kriegen, Naturkatastrophen oder Pandemien? Nur bedingt! Sie tragen aber in hohem Maße dazu bei, dass die unweigerlichen Folgen dieser disruptiven Ereignisse weniger verheerend ausfallen.
Die Herausforderungen, vor denen wir als Menschheit stehen, sind existenziell und ihre Folgen nötigen uns bereits jetzt, in sehr kurzer Zeit eine Antwort auf die Frage zu finden, welche Einbußen wir zu akzeptieren bereit sind und was wir anstelle unseres momentanen, zukunftsblinden Umgangs mit den natürlichen Ressourcen dieses Planeten setzen wollen. Eines ist sicher – wenn wir nicht „gezwungenermaßen“ einen klima- und rohstoffschonenden Kurs im Umgang erlernen, werden nicht wir eine Neuordnung der Welt schaffen – dann wird uns dieser Planet dazu nötigen seine Weltordnung anzunehmen.
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Quellen / Verweise:
Dieser Artikel basiert auf folgender These mit öffentlicher Umfrage. Die Umfrage lief über 14 Tage und wurde daraufhin ausgewertet.